Frauengemeinschaft Thun

 

Wenn wir von der katholischen Kroatenmission berichten und von der Frauengemeinschaft in Bern, so müssen wir in dem Zusammenhang auch die die Frauengemeinschaft Thun erwähnen. Diese Gemeinschaft kümmert sich intensiv um Menschen, die ohne jegliche Hilfe durchs Leben gehen müssen; sie nimmt sich der Einsamen und Waisen an. Werdende Mütter, die  kaum Mittel haben, um für ihr Kind zu sorgen, erfahren hier wenigstens eine kleine Zuwendung – kurz gesagt, die Frauen richten ihr Augenmerk auf alle, die in irgend einer Weise in sehr schwierigen Lebensumständen sich befinden.

    Gegründet wurde die Gemeinschaft am 6. März 1994 als Zweig der Berner Frauengemeinschaft, somit auch als integrierter Bestandteil der Kroatenmission Bern. Die Thuner Frauen merkten aber bald, dass die Fahrten nach Bern zu den Aktivitäten sehr zeitaufwändig waren, irgendwie waren sie in ihren Möglichkeiten eingeschränkt. Die Thuner Gruppe entschloss sich, eine eigene Frauengemeinschaft zu gründen die „Kroatische Frauengemeinschaft Thun“, die nach wie vor in der Kroatenmission integriert war.

   Die Gründerinnen schreiben selber: „Wir bemühten uns darum, dass in unsere Gemeindearbeit möglichst viele Frauen beteiligt würden, um die Gemeinschaft, Liebe und den Glauben unter uns zu fördern und unsere Sprache und Kultur zu pflegen. Die Stadt Thun und Umgebung umfasst etwa 150 katholische Familien aus Kroatien und Bosnien-Herzegowina.

   Durchs Jahr hindurch organisieren wir etliche Anlässe verschiedenster Art. Nach jeder Sonntagsmesse bieten wir unseren Gemeindegliedern zum Kaffee verschiedene Kuchen. Anlässlich von Ostern und Weihnachten führen wir Bazar-Verkäufe durch mit Handarbeiten unserer Mitgliederinnen. Den Erlös setzen wir für karitative Zwecke ein.

   Bis heute helfen wir den Opfern des Krieges in unserer Heimat, so besonders den Kindern, deren Väter im Krieg ums Leben gekommen sind. Wir beteiligten uns in den Rückkehraktionen der Vertriebenen, ermöglichten finanzielle Starthilfen für zwei Familien bei ihrer Rückkehr, um Haus und Hof einigermassen in Stand zu stellen. Besonders stolz sind wir auf die Gaben, die wir dem Heim für geistig Behinderte „Juraj Bonaci“ in Split entrichten konnten. Wir erwarben einen Kombi-Bus für den Transport der Menschen dieses Heimes. 1998 sammelten wir einige tausend Franken und entschlossen uns, mit diesem Geld jenen Menschen zu helfen, die im Krieg am meisten gelitten haben an Plünderung, Zerstörung und Repression (zum Teil in Konzentrationslagern). Wir fuhren ins Bistum Banja Luka in Bosnien.

   Der Donnertag, 19. November 1998 wird wohl allen Beteiligten in lange währender Erinnerung bleiben. Nach einem Rosenkranzgebet fuhren wir los auf einen Weg voller Unsicherheiten, Erwartungen und Hoffnungen. Alles verlief gut. Nach langen Zeiten des Wartens in Zagreb und an der Grenze zu Bosnien-Herzegowina – nach 23-stündiger, kräfteraubender Fahrt kamen wir vor der Kathedrale von Banja Luka an.

   Es ist schwierig auszudrücken, was in jedem von uns vorgegangen ist. Schnee fiel vom Himmel, es war kalt – da lief uns der Ortsbischof Franjo Komarica mit offenen Armen und mit Tränen in den Augen entgegen. Seine ersten Worte waren: „Meine Lieben, seid ihr wirklich angekommen; das ist ja wir Weihnachten für uns heute Abend!“ Von dem Augenblick an wussten wir, dass unsere Hilfe in die richtige Hand gerät. Viel haben wir an Mühe und Leiden erduldet auf unserem Weg, doch nun bereuten wir nichts. Selbst der Schnee konnte uns nichts anhaben auf dem Weg nach Banja Luka; , Gott selber hat uns diesen Weg gezeigt und uns gut hierher geleitet. So sehen wir das aus zeitlicher Distanz – damals lief alles wie ein Film vor unseren Augen ab. Das Gefährt, ein „Jeep Nissan Patrol 4WD“ bleibt in Besitz allen guten und wertvollen Menschen der Diözese Banja Luka; wir aber nehmen neue Projekte in Angriff mit neuen Kräften und noch grösserer Sehnsucht, Gutes zu tun all jenen, die es nötig haben.“

   Im folgenden Jahr gab es noch einen Hilfstransport nach Mittelbosnien, und im Jahr 2001 ist die Hilfe für ein Waisenkinder-Haus in Sarajevo bestimmt. Wir werden darüber berichten.