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Choreograf und Leiter:
Josip Borozni
Die Idee, eine
Kindersektion des Folklorezirkels „Hrvatsko kolo“ zu gründen, wurde 1988 in
Einsiedeln verwirklicht. Nach der heiligen Messe traten die Tanzgruppen „Hrvatsko
kolo“ aus Bern und „Klasje“ aus Biel auf, wo sie mit ihren Tanzeinlagen und
Trachten das anwesende Publikum ins Staunen versetzten. Damals gab es eine
Anmerkung von Pater Sito Coric, wie schön doch all die Tänzer und Tänze
anzuschauen seien in ihren alten und erhaltenen Trachten, aber noch schöner
wäre es, wenn auch die Kleinen in den jeweiligen Trachten ihrer Region
auftanzen würden. Damals wurde von mir die Idee geboren, eine Art
Folkloretanz-Kurs für die Kinder anzubieten. Und nach diesen erfolgreichen
Auftritten von „Hrvatsko kolo“ und „Klasje“ wusste ich, dass ich mit dieser
Idee auf guten Boden stossen würde.
Pater Ante Pranjic
(Kroatenmission Bern) warb in den Mess-Mitteilungen jeweils für diesen Kurs
„Kinder-Folkloretanz“ und die Missionshelferin Frau Ruza Rados erstellte
Listen der angemeldeten Kinder. Schon bald stellten wir fest, dass das Echo
gut war. Nun waren viel Geduld und Ausdauer gefragt, fachliches Wissen und
Zeit, doch darf ich zum jetzigen Zeitpunkt feststellen, dass wir den
Durchbruch geschafft haben – ich und die „Folkloretanz-Knirpse“, von welchen
es in Bern und Thun zirka 50. gibt.
Begleitend zum Entscheid und
Aufbau dieses Tanzkurses half mir persönlich die Bekanntschaft von Herrn
Ing. Goran Knezevic aus Zagreb, seines Zeichens Leiter und Choreograf in der
Kulturgesellschaft „KUD-LADO“ der Kinder und Erwachsenen.
Im Kursgang lernen wir, wie
die einzelnen kroatischen Bräuche aus allen Teilen des Landes den Kindern
vertraut und bekannt gemacht werden. In der Tat ist Kroatien ein kleines
Land – aber reich an Bräuchen, Traditionen und Trachten; so gesehen im
Spitzenbereich europäischer Kultur. Nicht ausser Acht lassen dürfen wir die
Tatsache, dass die Kroaten nicht nur im ihrem Stammland beheimatet sind,
sondern auch in Bosnien-Herzegowina und in der Vojvodina.
Ich muss bei der Gelegenheit
auch erwähnen, dass es in der Vojvodina (heute Nordteil Jugoslawiens) eine
Kultur-gemeinschaft gibt, die selbst in den schwersten Kriegstagen ihr
Schaffen zum besten gab. Persönlich lernte ich in diesem Kursgang in Zagreb
einen jungen Choreografen kennen, welcher mich mit seinen Schilderungen
einen zusätzlichen Motivations-schub gab,indem er erzählte, wie sie unter
den schwierigen Bedingungen in Jugoslawien nie aufgehört hatten, ihre Arbeit
für die Kultur und Tradition aufrecht zu erhalten und mit ihren Auftritten
in ganz Europa aktiv zu sein. Gerade das künstlerisch-kulturelle Schaffen
der Kroaten aus der Vojvodina, den Handarbeiten und den Bräuchen von
Karneval bis Weihnachten versetzen immer wieder die Kroaten aus Kroatien und
der ganzen Welt ins Staunen. Ich fragte: „Wie habt ihr das geschafft in
einem Umfeld eines fremden Staates, noch dazu eines Staates, der uns soviel
Schmerz und Leid bereitet hat?“ Er antwortete: “Unser Pfarrer in der
Gemeinde kümmert sich intensiv um uns Kroaten und bemüht sich, dass so viel
Kroaten wie möglich in dieser Region beheimatet bleiben und nicht abwandern;
gerade das eigene Kultur- und Glaubensleben hilft dabei am meisten.
Daraus folgt für mich, dass
auch wir in der westlichen Diaspora nicht hintan stehen dürfen. Wir haben
den Anfang gemacht, es kann nur vorwärts gehen. Unsere Zukunft kann ich
nicht einfach so voraussehen; vor uns liegen grosse Verantwortungen, welche
ebenso grossen Einsatzes, Fleisses und Geduld bedürfen. Aber meine
Folklore-Kidz und meine Mitarbeiterin Jelena arbeiten unermüdlich, was uns
eine grosse Motivation und Gewissheit des Bestehenkönnens beschert.
Ich rufe alle kroatischen
Eltern, die in der Schweiz leben und arbeiten, auf, ihre Kinder einmal her
zu bringen und sie vielleicht gar dazu zu bringen, sich ohne Hemmungen der
Kulturgemeinschaft „Hrvatsko kolo“ anzuschliessen. Sie tanzen ja
schliesslich die Tänze ihrer Grosseltern und Vorfahren und wünschen, dass
ihnen ihre kulturelle Herkunft vermittelt und vertraut gemacht wird.
Unsere Kulturgemeinschaft „Hrvatsko
kolo“ wurde in den Achziger-Jahren gegründet und benannt; trotz einigen
Unterbrüchen sind wir darauf aus, dass ihr Wirken nie erlischt und vergessen
geht. Bis jetzt hatten wir ohne ersichtliche Gründe zwei Unterbrüche der
Aktivitäten, aber immer wieder nahmen wir Anlauf, erneuerten und
vergrösserten den Schaffenskreis.
So stehen wir nun einmal
mehr vor unseren Müttern, Freunden und Bekannten. Am 8. Mai 1999 traten wir
mit Hilfe von Frau Jelena Ilicic am Muttertagsfest in Biel auf. Und nach dem
Auftritt in Thun bekamen wir eine besondere Einladung: wir sollten
anlässlich einer Völkerveranstaltung die Republik Kroatien hier in der
Schweiz vertreten, dies unter vielen anderen Nationen. Auch anlässlich der
Erstkommunion-Feier in Bern durften wir unser Können unter Beweis stellen,
was uns einen langen und herzlichen Applaus bescherte.
Zu Beginn des September 2000
gründete ich eine Gemeinschaft aller Kroaten aus allen Teilen, wo Kroaten
leben; darin soll ein neues Kurs-Programm gestartet werden mit Tänzen zur
Bereicherung all unserer Feste und Anlässe unserer kroatischen Gruppierungen
in der Schweiz und der ganzen Welt. Allen Interessierten bietet sich die
Gelegenheit, traditionelle Volkstänze zu erlernen, von Mittelbosnien,
Posavina, Hercegovina, Vojvidina, über die Lika, Istra, Dalmacija,
Medjumurje, Zagorje, Prigorje bis in die Ebenen der Slavonija. In den letzten Jahren gab es in der Schweiz viele verschiedene Gruppierungen, welche heute nicht mehr bestehen, weil die Kroaten untereinander Spaltungen erleiden mussten, hier und im eigenen Land. Via unsere Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen versuchen wir nun, alle Aspekte und Facetten der Kroaten zu berücksichtigen. Energie haben wir genug, der Wille ist stark, das Fachwissen besitzen wir. Was uns aber hin und wider fehlt, dass seid IHR, die ihr euch anschliessen solltet in die Arbeit unserer Gemeinschaft; denn sie kann garantieren, dass wir unseren Bräuchen und Traditionen eine gute Zukunft sichern können.
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